19. Das Gesetz Gottes
Das Gesetz Gottes
Die grundlegenden Prinzipien des Gesetzes Gottes sind in den Zehn Geboten zusammengefasst und im Leben Jesu Christi beispielhaft dargestellt. In den Geboten kommen Gottes Liebe, sein Wille und seine Absichten für das Leben der Menschen zum Ausdruck – für ihr Verhalten und für die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die Zehn Gebote sind bindend für die Menschen aller Zeiten, Grundlage für Gottes Bund mit seinem Volk und Maßstab in Gottes Gericht. Durch das Wirken des Heiligen Geistes decken sie Sünde auf und wecken das Verlangen nach einem Erlöser. Die Erlösung geschieht allein aus Gnade, nicht durch Werke; ihre Frucht jedoch ist Gehorsam gegenüber den Geboten. Dieser Gehorsam trägt dazu bei, einen christlichen Charakter zu entfalten und führt zu innerem Frieden. Er bekundet unsere Liebe zum Herrn und unsere Verantwortung für die Mitmenschen. Im Gehorsam des Glaubens erweist sich Christi Macht, das Leben eines Menschen zu ändern, und bekräftigt so das christliche Zeugnis.| Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 19
Was gilt heute noch?
Wer sagt uns Menschen eigentlich, was wahr oder falsch, richtig oder verkehrt, gut oder böse ist? In einer Zeit schleichenden Werteverfalls, moralischer Verunsicherung und postmoderner Beliebigkeit scheint es keine verbindlichen Maßstäbe und unumstößlichen Ordnungen mehr zu geben. Viele Menschen machen ihr Verhalten von eigennützigen Interessen – „Erlaubt ist, was gefällt“ – oder dem ungeschriebenen Gesetz der öffentlichen Meinung – der „politischen Korrektheit“ – abhängig.
Was heute gilt, wird morgen schon in Frage gestellt. Doch keine Gesellschaft kann ohne Werte und Normen auskommen. In der Bibel heißt es: „Ihr sagt: ,Mir ist alles erlaubt!‘ Mag sein, aber nicht alles ist gut für euch.“ (1 Korinther 6,12 GNB)
Das Gesetz der Freiheit
Was wir deshalb brauchen, sind verbindliche Normen, die diese unveränderlichen Werte und Grundprinzipien schützen und mit konkretem Inhalt füllen. So regelt beispielsweise die Straßenverkehrsordnung für alle Verkehrsteilnehmer, was gegenseitige Rücksichtnahme konkret bedeutet. Sie schränkt damit zwar unsere individuelle Freiheit ein, schützt aber zugleich unser Leben – außer wenn uns ein Falschfahrer entgegenkommt.
In ähnlicher Weise hat Gott uns Menschen eine verbindliche Grundordnung gegeben, die uns nicht einengen, sondern unsere Freiheit bewahren, Leib und Leben schützen soll – die Zehn Gebote, das Grundgesetz der Menschheit. Fernsehpfarrer Jürgen Fliege schreibt darüber: „Es sind die wohl wichtigsten und schwersten Sätze der Menschheitsgeschichte. Sie sind für jeden einzelnen Menschen formuliert. Sie sind nicht auszulöschen. Von niemandem. Als ob das ewige Feuer selbst sie in die Steine der Berge am Sinai gebrannt hätte. Sie sind von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es gibt keinen anderen Weg zu einem gelungenen Leben.“ („Die Ordnung des Lebens: Die Zehn Gebote“, 2005, S. 13)
Ein unübertroffenes Vorbild
Wie ein Leben nach Gottes Willen aussieht, wird nirgendwo deutlicher als bei Jesus. Wie David konnte er sagen: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.“ (Psalm 40,9; vgl. Hebräer 10,7-9) Sein Leben war die Verkörperung der wahren Intention aller Gesetze, die Gott gegeben hatte. Es war der sichtbare Ausdruck der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Kein Mensch hat jemals Gott inniger und seine Freunde wie Feinde konsequenter geliebt als er.
Man kann ihn deshalb als das personifizierte Gesetz Gottes bezeichnen, dessen einzigartiges Beispiel uns zur Nachahmung einlädt (Philipper 2,1ff.; 1 Petrus 2,21ff.). „Das Kriterium christlicher Ethik ist also die Nachfolge Christi.“ (Hans Küng)
Für Christen ist es deshalb von großer Bedeutung, dass Jesus den Dekalog nicht aufgehoben, sondern bestätigt und vertieft hat. In der Bergpredigt radikalisierte er die Zehn Gebote, indem er nicht erst die Taten, sondern bereits die Gedanken einer moralischen Bewertung unterzog und das Gebot der Nächstenliebe auf die Feinde ausdehnte (Matthäus 5-7).
Die sog. „goldene Regel“ bringt dieses Prinzip einzigartig auf den Punkt: „Behandelt die Menschen so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt.“ (Matthäus 7,12 GNB)
Damit entlässt uns Gott nicht aus der Verantwortung für das, was wir in einer konkreten Situation tun oder lassen. Als mündige Christen sollen wir stets nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden und handeln. Auf diese Weise nehmen wir sowohl unsere Freiheit als auch unsere Verantwortung ernst. Unveränderliche Werte und Prinzipien sowie Gottes Gebote und Ordnungen – vornehmlich der Dekalog und die Bergpredigt – helfen uns da bei.
Es kommt diesbezüglich nicht so sehr darauf an, was die Gesellschaft denken mag. Was zählt, ist nicht die Meinung anderer Menschen, sondern der erklärte Wille Gottes – also das, was er selbst für uns tun und was er von uns haben will. Die Bindung an sein Gesetz befreit uns von menschlichen Zwängen und der Abhängigkeit von dem, was selbst die Mehrheit oder die Meinungsmacher für richtig oder opportun halten mögen. Wer sich an den göttlichen Maßstab hält, liegt immer richtig – auch wenn er zuweilen gegen den Strom schwimmt.