21. Gottes Haushalter
Gottes Haushalter
Wir sind Haushalter Gottes. Er hat uns Zeit und Möglichkeiten, Fähigkeiten und Besitz, den Ertrag der Erde und ihre Güter anvertraut. Für einen vernünftigen Umgang damit sind wir Gott verantwortlich. Wir erkennen Gott als Eigentümer an, wenn wir ihm und den Mitmenschen treu dienen, ihm den Zehnten und Gaben darbringen, um die Verkündigung seines Evangeliums und das Wachstum seiner Gemeinde zu fördern.
Mit der Haushalterschaft gibt uns Gott eine Möglichkeit, in der Liebe zu wachsen und Selbstsucht und Habgier zu überwinden. Der Haushalter freut sich über den Segen, den andere durch seine Treue empfangen. | Glaubensüberzeugungen der Siebenten-Tags-Adventisten, Nr. 21
Christliche Haushalterschaft
Das neutestamentliche Verständnis der „Jüngerschaft“ baut auf der alttestamentlichen Sicht von der „Haushalterschaft“ des Menschen auf und führt diese gedanklich weiter. Zur Fürsorge für das irdische Wohl der Geschöpfe Gottes tritt die Sorge um das ewige Heil hinzu. Die Schöpfung leidet ja nicht nur an einem Mangel an Nahrung, Gesundheit und Gerechtigkeit, sondern darüber hinaus an der Vergänglichkeit und scheinbaren Sinnlosigkeit des Daseins (Römer 8,18-25).
Als Nachfolger von Jesus sind sich Christen ihrer Verantwortung für die Welt bewusst. Deshalb kümmern sie sich um das leibliche wie um das geistliche Wohl ihrer Mitmenschen, schenken den Anliegen und Bedürfnissen des Augenblicks gebührende Aufmerksamkeit, ohne dabei den Blick für die von Gott verheißene Zukunft aus den Augen zu verlieren. Gottes ehemals vollkommene Schöpfung wird eine dramatische Neuschöpfung erleben. Nach dem Paradies ist vor dem Paradies.
In Anerkennung von Gottes Eigentumsrecht, im Wissen um ihre Verantwortung als seine irdischen Verwalter und im Bewusstsein der Vorläufigkeit ihres Tuns leben Christen als freie und mündige Haushalter, die ihren Besitz nutzen und genießen, Gottes Eigentum vermehren und ihren Reichtum mit anderen teilen.
Reichtum mit anderen teilen
Als Verwalter von Gottes Eigentum sind wir aufgerufen, unseren Reichtum mit anderen zu teilen. Bei dieser Aussage mag sich mancher vielleicht gar nicht richtig angesprochen fühlen, denn wer keinen Besitz aufzuweisen hat, kann ja auch schwerlich anderen davon abgeben.
Bei näherem Hinsehen wird uns allerdings bewusst, wie privilegiert wir auch dann sind, wenn uns keine materiellen Güter zur Verfügung stehen. „Ich habe so viel empfangen; ich habe keine Zeit, darüber zu grübeln, was mir versagt geblieben ist“, sagte die taubstumme Helen Keller einmal. Verglichen mit ihr sind die meisten von uns ohne Frage reich! Sollte es uns da wirklich schwerfallen, dankbarzu sein und mit anderen zu teilen, was wir besitzen? Gerade in den ärmeren Ländern der Welt erlebt man häufig eine Gastfreundschaft und Freigebigkeit, die uns reiche Westeuropäer beschämt. Offenbar hat diese Einstellung nichts mit materiellem Wohlstand zu tun – oder vielleicht doch, aber im umgekehrten Sinn? Nicht die Größe einer Spende entscheidet über den Wert eines Opfers, sondern die Weite des Herzens, das sich anderen helfend zuwendet.
Wer sich von Gott reich beschenkt weiß, entwickelt eine Haltung des unbedingten Vertrauens und der unerschütterlichen Treue zu Jesus, die selbst unter schwierigen Umständen – beispielsweise in Zeiten wirtschaftlicher Not – den biblischen Grundsätzen treu bleibt. Schließlich „fordert man nicht mehr [und nicht weniger] von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden“ (1 Korinther 4,2).
Verantwortlich leben – Rechenschaft geben
Wer sich so vor Gott verantwortlich weiß, ist sich auch bewusst, dass er oder sie eines Tages vor dem Eigentümer der Erde und des Lebens Rechenschaft abgeben wird. „Denn wir alle müssen vor Christus erscheinen, wenn er Gericht hält. Dann wird jeder Mensch bekommen, was er verdient, je nachdem, ob er in seinem irdischen Leben Gutes getan hat oder Schlechtes.“ (2 Korinther 5,10 GNB)
Als mündige Menschen, die ihr Leben eigenverantwortlich und frei gestalten, stehen wir auch für das gerade, was wir getan oder unterlassen haben. „Am Tag des Gerichts wird sich erweisen, ob es Bestand hat. Dann wird die Feuerprobe gemacht: Das Werk eines jeden wird im Feuer auf seinen Wert geprüft.“ (1 Korinther 3,13 GNB)
Mündigkeit gibt es nur im „Doppelpack“. Wer für sich Freiheit beansprucht, muss auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Mit anderen Worten: Niemand redet mir rein – und ich rede mich nicht raus. Das ist die Kurzform des Prinzips der Haushalterschaft. Christen wissen, was ihre Aufgabe in dieser Welt ist und wer sie dazu beauftragt hat. Sie wollen treue und gewissenhafte Verwalter all der Gaben sein, die Gott ihnen anvertraut hat.